Eine BAG-Liste mit “relevanter Literatur zu Masken” und was man daraus schliessen könnte
Seit über zwei Jahren mahnen uns die Plakate des BAG mit Symbolen und kurzen, prägnanten Sätzen zu hygienischem Wohlverhalten. Die Sprache kurz und knapp, wie Anweisungen für sehr kleine Kinder, die Zusammenhänge noch nicht richtig begreifen können:
“Kontakte minimieren” – “Maske tragen” – “Regelmässig lüften” – “Bei Symptomen testen lassen” und so weiter.
Sie signalisieren: Einfach machen! Hier gibt es nichts zu hinterfragen! Wir wissen, was ihr zu tun habt!
Wer sich dennoch mit Fragen ans BAG wandte, anfangs vielleicht noch mit einem gewissen Vertrauen, war rasch ernüchtert: ausweichende, schwammige und nichtssagende Antworten, Nachhaken zwecklos. Solide wissenschaftliche Evidenz bekam man nicht zu sehen, aber keine Regel ohne Ausnahmen: Bei ALETHEIA wurde uns kürzlich eine vom BAG zusammengestellte “Liste relevanter Literatur zu Masken” weiter gereicht, Stand Juni 2022. Dieser Titel machte neugierig und rief nach kritischer Würdigung!
Finden sich dort etwa die längst fälligen retrospektiven Studien, die den Verlauf der Covid-Erkrankungen in Gebieten mit und ohne Maskenpflichten vergleichen? Und die dann tatsächlich einen klaren Vorteil für Regionen und Länder mit Maskenpflichten zeigen? Und das Ganze womöglich sogar mit epidemiologisch relevanten Parametern? Also nicht Modell-Annahmen, Fallzahlen, Inzidenzen oder R-Werten, sondern handfeste Dinge wie Spital- oder Intensivbettenbelegung und Todesfälle, verbunden mit seriös diagnostizierten (und nicht nur “getesteten”) schweren Covid-Erkrankungen?
Falls Masken tatsächlich einen epidemiologischen Nutzen bringen, dann sollte es nach zwei Jahren Erfahrung eine Kleinigkeit sein, eine solche Untersuchung vorzulegen. Und wenn dies nicht der Fall ist, dann hat entweder das BAG seine Hausaufgaben nicht gemacht oder tatsächlich vorhandene Studien passten nicht in die Agenda und wurden nicht in die Liste aufgenommen. Schauen wir also näher hin!
Schwierigkeiten
Es gibt da allerdings ein kleines Problem: Weltweit wurden nirgends seriöse Datenerhebungen vorgenommen, auf die man eine solche Studie stützen könnte! Ziemlich erstaunlich angesichts der ausgegebenen Milliarden für eine angeblich ernsthaft betriebene Pandemiebekämpfung.
Beispielsweise werden heute noch weltweit nur “Fälle” erhoben, aus denen “Inzidenzen” oder “R-Werte” abgeleitet werden, die einzig und allein auf positiven PCR-Tests basieren, und dies ohne irgendeine auch nur halbwegs repräsentative Teststrategie. Noch heute gilt dieser PCR-Test als “Goldstandard”, was prinzipiell unmöglich ist: Nur Gold ist wirklich Gold, und kein noch so guter Test kann das ersetzen. Dasselbe muss für eine Krankheit logischerweise ebenfalls gelten: Nur die Krankheit selbst kann der “Goldstandard” sein, die durch eine seriöse medizinische Differentialdiagnose festzustellen wäre.
Aber selbst, wenn man dem Pragmatismus unseres Bundespräsidenten Ignatio Cassis folgt (“Wir zählen so weil alle anderen es auch so machen!” – sinngemäss) sind die damit gewonnenen Fallzahlen noch immer nicht epidemiologisch relevant: “asymptomatisch Erkrankte” sind mit echten Erkrankten gemischt, belasten das Gesundheitswesen aber nicht. Auch leiden sie nicht, wenn sie nicht in eine willkürlich verordnete Quarantäne gesteckt würden.
Was für Quellen betrachtet das BAG vor diesem Hintergrund nun als relevant und worauf stützen sich diese?
Die 50 Quellen des BAG
Rund 50 Quellen – das klingt zunächst wie eine gute wissenschaftliche Basis.
Bei näherem Hinsehen verflüchtigt sich dieser erste Eindruck allerdings rasch: Es ist eine Literatursammlung, wo Kraut und Rüben ziemlich durcheinander gehen, aber schauen wir in die einzelnen Quellen hinein.
Die Liste ist grob chronologisch geordnet: von “vor 2020” bis heute. Anfangs findet sich erwartungsgemäss nichts was einer klaren Evidenz gleich käme:
- “…and future research is needed to better understand the effectiveness of public health measures in the context of covid-19 vaccination.”[1] “…um die Wirksamkeit von Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung besser zu verstehen.” Man glaubte aber offenbar an die grosse Notlage und wollte unbedingt etwas tun – da musste das wohl reichen.
Weitere Quellen und Studien dienen dann allerdings nur noch einer Art von Feinjustierung. Ein paar Beispiele:
- Eine Studie vom Juli 2021 zieht Daten aus den ersten Wochen nach März 2020 heran, um die relative Wirksamkeit verschiedener Massnahmen zu quantifizieren[2]. Die Nützlichkeit wird vorausgesetzt, da sämtliche Infektionszahlen damals abnahmen – dies allerdings auch in Ländern ohne jegliche Massnahmen.
- Eine andere Studie thematisiert die Frage, ob Masken auch im Freien getragen werden sollten[3].
Schlussfolgerung: Ja, man sollte das tun! Und zwar nicht, weil es etwas nützt, sondern weil damit Maskentragen generell zur Gewohnheit gemacht würde. - Ein leicht kritischer Artikel plädiert gegen die Maskierung von Vorschulkindern[4]. Der Nutzen für alle anderen wird aber wiederum vorausgesetzt.
- Ob ein Artikel über den möglichen Nutzen von zwei Masken übereinander[5] (bessere Abdichtung am Rand!) wirklich ernst gemeint ist? Möglich – er ist jedenfalls dabei.
- Ein Artikel, der das “Masken-Debakel” zum Thema hat[6], meint damit nicht einen womöglich nur geringen Nutzen, sondern die Tatsache, dass die Maskierung nicht überall auf grosse Akzeptanz gestossen ist. Reine Politik also.
- Schliesslich kommt ein zusammenfassender Artikel des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) im Februar 2022 noch immer zum Schluss: “Evidence for the effectiveness of non-medical face masks, face shields/visors and respirators in the community is scarce and of very low certainty. Additional high-quality studies are needed to assess the relevance of the use of medical face masks in the COVID-19 pandemic.”[7]. “Evidenz für die Effektivität nicht-medizinischer Gesichtsmasken, Gesichtsschilden und Atemmasken in der Öffentlichkeit ist selten und von geringer Aussagekraft. Zusätzliche Studien von hoher Qualität sind nötig, um die Relevanz und den Nutzen von medizinischen Gesichtsmasken in der Covid-19-Pandemie zu untersuchen.”
- Und ein weiterer Review-Artikel fasst ebenfalls im Februar 2022 zusammen: “Well-fitting face masks and respirators effectively filter virus-sized particles in laboratory conditions, though few studies have assessed their real-world effectiveness in preventing acquisition of SARS-CoV-2 infection.”[8] “Gut angepasste Gesichts- und Atemschutzmasken filtern effektiv unter Laborbedingungen Partikel in der Grössenordnung von Viren, aber nur wenige Studien haben deren Effektivität zur Verhinderung der Ausbreitung von SARS-CoV-2 unter realen Lebensbedingungen untersucht.”
Man kann den Weg durch die chronologische Liste also kurz so zusammenfassen:
Aus einer anfänglich gefundenen schwachen Plausibilität wurde mit der Zeit eine ohne weitere Evidenz angenommene und behauptete Nützlichkeit, die man irgendwann vielleicht einmal untersuchen sollte.
In anderen Worten: Keinerlei Fortschritt, keine zusätzliche Klärung.
Da das BAG wohl kaum aus vornehmer Bescheidenheit nur irrelevante Quellen auf seine Liste setzt heisst das:
Das BAG hat keinerlei Evidenz für die Wirksamkeit all der seit über zwei Jahren verordneten Maskenpflichten!
Ein ziemlich irritierender Befund! Der einen Lukas Engelberger, Vorsitzender der Konferenz kantonaler Gesundheitsdirektoren, allerdings nicht davon abhält, deren Einführung so bald als möglich wieder zu fordern und darauf hinzuarbeiten.
Mögliche Schäden?
Noch schwerer als die fehlende Evidenz bezüglich des Nutzens wiegt die Tatsache, dass das Thema der möglichen Schädlichkeit der Dauermaskierung auf der BAG-Liste überhaupt nicht vorkommt!
Man hält es also nicht für relevant und überlässt es lieber den Kantonsärzten, die Unschädlichkeit auch für kleine Kinder völlig evidenzfrei einfach zu behaupten und mit unerbittlicher Konsequenz Ärzte und Ärztinnen zu verfolgen, die mit guten Gründen Kinder und auch Erwachsene zu schützen versuchen, indem sie Befreiungsatteste ausstellen.
Kleine Ausnahme: Ein Telepolis-Artikel kritisiert die Giftigkeit gewisser in Masken vorhandener Kunststoffe[10]. Soll das wirklich alles Relevante zum Thema sein?
Man lässt die Tatsache völlig ausser Acht, dass es in vielen Ländern arbeitsrechtliche Regelungen und Vorschriften gibt, die das Tragen von Atemschutzmasken stark einschränken. Dies zum Schutz aller Arbeitnehmer, nicht nur von solchen mit Asthma oder anderen Atemwegs-Erkrankungen. Um Kinder geht es dort noch nicht einmal, weil diese bisher nirgends solchen Maskenvorschriften ausgesetzt waren.
Auch hier also ein unfassbar nonchalanter Umgang mit wissenschaftlicher Evidenz, den man in der Öffentlichkeit völlig zu Unrecht blind voraussetzt. Das ist wahrhaft ernüchternd!
Schlussfolgerungen
Von der Bevölkerung wird offensichtlich erwartet, dass man Aussagen des BAG allein darum Glauben schenkt, weil sie von einer staatlichen Instanz kommen, und zwar ohne nach wissenschaftlicher Evidenz zu fragen! Das hat fatale Konsequenzen: Landauf-landab werden in Gerichtsverfahren, wo es um Masken geht (Atteste u.a.) sämtliche vorgelegten wissenschaftlichen Evidenzen vom Tisch gefegt mit einem einzigen Argument: Das BAG hat etwas anderes gesagt. Stundenlange Verfahren, monatelange Praxisschliessungen und tausende Franken an bezahlten Bussen, Gerichts- und Anwaltskosten – alles basierend auf leeren Behauptungen eines BAG, das sich allein auf seine Autorität als staatliche Institution abstützt!
Was wäre zu tun? Gemäss dem Konzept von Rudolf Steiner’s “Dreigliederung des sozialen Organismus” müssen in einem gesunden Sozialleben drei Bereiche in ihrer Funktion sauber unterschieden und getrennt werden: Wirtschaft, Staat und das sogenannte Geistesleben[10]. Letzteres umfasst Bereiche wie das Bildungswesen, Wissenschaft, Kunst, Religion, Gesundheitswesen usw. Hier überall muss grösstmögliche Freiheit und Unabhängigkeit der verantwortlichen Akteure herrschen, also Lehrer, ÄrztInnen, Künstler, WissenschafterInnen usw. Freiheit ist hier nicht einfach nett und schön oder eine erwiesene Gnade, sondern sie ist unabdingbar für das gesunde Funktionieren, denn was erwarten wir etwa von einem funktionsfähigen BAG? Nicht mehr und nicht weniger das freie Urteil von unabhängigen Fachleuten, die wissen, wovon sie reden und die dabei weder finanziell von der Wirtschaft noch politisch vom Staat beeinflusst und beeinflussbar sind! Eine solche Institution darf auch kein Monopol haben, denn in der Wissenschaft gilt das Konkurrenzprinzip: Die bessere Einsicht ist immer die Gegnerin des überkommenen Wissensstands.
Mir selber wurde an diesem Beispiel ein weiteres Mal die Fruchtbarkeit der Idee der “Dreigliederung des sozialen Organismus” deutlich. Es ist dies nicht ein System, das man einfach umsetzt, um alle Probleme zu lösen. Für mich ist es eher wie ein Kompass, der Orientierung geben kann, wo konkrete Probleme nach konkreten Lösungen rufen.
Aussicht
Ein BAG, das seine Aussagen und Anweisungen allein auf staatliche Monopolmacht abstützt, auch wenn keinerlei wissenschaftliche Evidenz vorliegt, ist ganz offensichtlich eine Fehlkonstruktion. Und es geht ja weiter und wird dabei immer gruseliger: Wir erleben gerade, wie schon wieder Impfempfehlungen ausgegeben werden, ohne dass die Unzahl an bisher schon bei Swissmedic und weltweit anderen zuständigen Stellen gemeldeten Verdachtsfälle von Impfschäden auch nur ansatzweise untersucht worden wären.
Was geht in den Köpfen von Menschen vor, die es richtig finden, hunderte und tausende von gemeldeten Verdachtsfällen lieber zu vertuschen als näher anzusehen? Finden diese Menschen es auch in Ordnung, wenn man sie gelegentlich im Spital beim Notfall zurückweist mit der Begründung: Ihr Herzinfarkt ist ja noch gar nicht bewiesen!?
Es ist höchste Zeit, dass wir uns von alt-gewohnten Illusionen einer staatlich gewährleisteten Sicherheit im Gesundheitswesen befreien und damit anfangen, aus der aktuellen Misere die richtigen Konsequenzen zu ziehen! Zum Glück gibt es schon eine Menge Menschen, die das verstanden haben, aber es ist dringend nötig, dass das noch sehr viel mehr werden.