«Die heutige Jugend» – ein Denkanstoss zum Thema Freude

Das ist ein Ausspruch, den wir immer wieder mal hören und hörten. Viele Menschen haben den Eindruck, dass es «früher» anders, besser war als heute. Der Satz implementiert auch irgendwie, dass die jungen Menschen von heute nicht (mehr) so sind, wie es gewünscht wäre, resp. wie «wir» die älteren Generationen noch erzogen wurden!

Generation freudlos?

In einer bekannten Wochenzeitung unseres Landes habe ich den Titel «Generation freudlos» gesehen und habe sehr interessiert die Ausführungen eines Generationenforschers gelesen. Ich persönlich mache grundsätzlich gute bis sehr gute Erfahrungen mit jungen Menschen und ich habe den Eindruck, es ist wie bei so vielem, was wir im Aussen betrachten – es kommt immer auf unsere innere Haltung und den eigenen Fokus an. Ich frage mich, kann man Freude grundsätzlich lernen? Wer lernt uns die Freude und wie drücken wir überhaupt Freude aus?

Was blieb denn gerade den jungen Menschen in diesen vergangenen zwei Jahren noch an Freude? Alles wurde ihnen genommen, verboten, den Sport, die Konzerte, sogar zeitweise die Restaurants, die Treffpunkte, Ausgang wie Kinos etc.! Es gibt Untersuchungen, die sagen, dass Suizid-Versuche bei Kindern und Jugendlichen in diesen letzten zwei Jahren zugenommen, sich gar verdoppelt haben.

Freude verspüren

Woher kommt denn die Freude? Vor allem, wenn, wie in dieser schwierigen Zeit vor allem Angst herrscht in den Familien, wenn die sozialen Kontakte ganz fehlen und ja, wenn auch Perspektiven für die Zukunft fehlen?

Woher kommt denn bei uns die Freude? Worüber können wir uns freuen? Vielleicht, wenn wir eine Herausforderung meistern, wenn wir einen Sinn sehen in unserer Tätigkeit oder einfach, wenn wir etwas Schönes z.B. in der Natur entdecken? Braucht es sogar andere Menschen, sogenannte Vorbilder, denen wir nacheifern können, damit wir überhaupt Freude empfinden können?

Wie können denn die jungen Menschen Freude haben, wenn die älteren Generationen die Freude nicht auch empfinden und leben können? Was brauchen wir denn, um Freude zu fühlen?

Ich denke, dass es für die jungen Menschen heute sehr schwierig ist, denn viele von ihnen haben das Gefühl, dass sie irgendjemandem «gerecht» sein müssen; dass sie in ein Schema passen müssen, dass sie sich vergleichen müssen! Immer besser, immer höher, immer schneller – ganz ehrlich, kann das gut gehen? Unsere Menschheit heute hat total verlernt, einfach sich selbst zu sein, so zu sein, wie wir als Individuum gedacht sind! Das zu tun, was uns wirklich Freude bereitet. Schauen wir mal einem kleinen Kind zu, wenn es nicht gerade müde ist und nicht dauernd von seinen Bezugspersonen gehetzt oder ausgeschimpft wird, dann hat dieses Kleinkind grundsätzlich an allem was es gerade entdeckt, Freude. Wenn wir ihm zusehen, scheint die Zeit stillzustehen, wir erleben, erfahren, dass sich das Kind, in dem was es gerade tut, «verlieren» kann.

Ich bin überzeugt, dass wir uns in unserer Welt gerade im grössten Wandel aller Zeiten befinden und dass es vor allem an uns älteren Semestern liegt, vorzuleben, was Freude ist, herauszufinden, woran wir selber Freude haben, ja, herauszufinden, was uns auf der seelischen, geistigen und nicht nur auf der körperlichen Ebene nährt!

Das kann bei dem einen Menschen die Erforschung einer Technik sein, beim anderen die Kreation von etwas Neuem, was z.B. anderen Menschen dient, oder vielleicht auch ganz einfach die Interaktion mit anderen Menschen zu gewissen Themen, die gerade aktuell und spannend sind!

Ja, da gehe ich mit dem Schreiber des eingangs erwähnten Artikels einig – «seinen wahren Interessen zu folgen hilft, mehr Freude zu empfinden».

Seiner Berufung folgen

Also ermuntern wir unsere jungen Menschen, möglichst schon von klein auf, ihren Begabungen, Talenten und Interessen zu folgen ohne zu fragen, ob das irgendwann gewinnbringend sein wird; denn ich bin überzeugt, wenn die Menschen der Tätigkeit folgen, die sie interessiert, die sie glücklich macht, dann wird sie sich bestimmt irgendwann und auf irgendeine Weise rentieren! Oft sind es sogar diese Menschen, die dann auch nicht darauf warten, pensioniert zu werden, denn sie lieben das was sie tun und haben überhaupt nicht die Idee, dass sie mit ihrer Tätigkeit aufhören möchten. Am eindrücklichsten können wir dies erleben mit Menschen, die Schauspieler, Sänger, Maler sind und ihrer Freude durch ihre Kreativität Ausdruck geben dürfen!

So wünsche ich mir für uns alle – auch im Hinblick auf unser aller Gesundheit, dass wir erforschen, erfahren, was unserem Leben Sinn gibt, was unsere Berufung ist, damit wir wirklich unsere Freude, jeder seine eigene, in die Welt tragen dürfen!

Renate Lehnherr, Pharmaassistentin und Menschenforscherin

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