Einheimische Superfoods

Bestimmt haben Sie schon vom Begriff Superfood gehört. Im Einkaufsladen verbinden wir diesen Begriff mit den exotischen Gewürzen Ingwer und Kurkuma. Doch auch bei uns, vor der Haustüre, gibt es einige Pflanzen, die man besser kennen(lernen) sollte.

Die Brennnessel (Urtica dioica)

Sie ist eine alte Heilpflanze, die mit ihren gesunden Inhaltsstoffen wirklich überzeugt. Die grosse Brennnessel enthält eine Fülle von Nährstoffen.

Sie ist reich an Vitamin C und enthält zudem die Vitamine A, B2, B5, B9 (Folsäure) und D. Hinzu kommen vielfältige Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Kalium, Phosphor und Schwefel, zudem die Spurenelemente Eisen, Zink, Kupfer, Mangan.

Und was das Beste ist, das Calcium/Magnesium-Verhältnis der Brennnessel ist für den Knochenstoffwechsel in einem idealen Mengenverhältnis vorhanden. Wie im Spinat sind in der Brennnessel alle acht essenziellen Aminosäuren enthalten.

Kraftpaket

Auch der Nährwert kann sich sehen lassen, denn die Brennnessel enthält erstaunlich viel Eiweiss (5,5 – 7,4g / 100g in den Blättern, in den Samen stecken bis zu 30 Gramm). Da kann sie locker mit frischen Erbsen, Kefen und Bohnen mithalten.

Medizinisch wird sie unter anderem bei Harnwegs- und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Durch ihre blutreinigende und entgiftende Wirkung ist sie ein ideales Kraut für die Frühjahreskur. Aber Achtung, bei Herz- und Niereninsuffizienz und Ödemen darf sie nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Ausserdem wirkt die Brennnessel harntreibend (diuretisch) und darf auf keinen Fall bei Flüssigkeitsmangel eingenommen werden.

Auch für den Garten eine Freude

Dank ihrer vielen Nährstoffe bietet sie sich auch ideal an, um mit den Brennnesselblättern eine so genannte «Brennnesselbrühe» herzustellen – ein idealer Dünger, der die Umwelt nicht belastet und von Starkzehrern, wie der Tomate, hoch geschätzt wird.

Die Brennnessel hat ihren Namen nicht umsonst

Was sie etwas unbeliebt machen könnte, sind ihre wehrhaften Eigenschaften. Die eigentlich für die Abwehr von Fressfeinden gedachte Strategie der Pflanze trifft auch uns, wenn wir nicht behutsam mit ihr umgehen. Beim Berühren der Pflanze brechen die Spitzen der am Stängel und den Blättern sitzenden Brennhaare ab, dringen in die Haut ein und verursachen einen brennenden Schmerz bis hin zu Quaddeln auf der Haut.

Paradies für Schmetterlinge

Nicht nur für uns Menschen, auch für die Tierwelt ist die Brennnessel eine überaus wichtige Pflanze. Sie dient vielen Schmetterlingen als Raupenfutterpflanze, unter anderem dem Tagpfauenauge, dem Kleinen Fuchs oder dem Admiral. Wenn Sie also beim nächsten Rundgang durch den eigenen Garten diese als Unkraut bezeichnete Pflanze entdecken sollten, könnte es sich lohnen, sie stehen zu lassen – für uns und die Natur.

Der Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Wer kennt sie nicht, die leuchtend gelben Löwenzahnwiesen im Frühling. Auch dieses im Garten ungern gesehene Kraut wächst in der Schweiz sehr zahlreich. Zum Glück, kann man hier nur anmerken. Dank seiner Inhaltsstoffe gehört der Löwenzahn definitiv in eine Frühjahreskur. Er kurbelt unter anderem das Entgiftungsorgan Leber an. Nach einem langen Winter mit eher wenig Bewegung bringt er den Körper so richtig in Schwung!

Eine kleine Warnung zu Beginn: als Korbblütler kann der Löwenzahn allergische Reaktionen auslösen. Bei der Einnahme und Verwendung von Wildkräutern ist immer eine gewisse Vorsicht geboten, da jeder Mensch unterschiedlich auf die Inhaltsstoffe reagiert.

Frühjahreskur

Maria Treben empfahl, während zwei bis drei Wochen täglich 3 – 6 frische, gewaschene Löwenzahnstängel über den Tag verteilt zu essen. Isst man die Blüten mit, erhält man dazu eine grosse Portion an wertvollen Vitaminen (A, B1, B2, B3, B5, B6, Folsäure, C, E, K) und Mineralstoffen (Kalzium, Eisen, Magnesium, Mangan u.a.). Nach spätestens drei Wochen soll die Kur abgeschlossen und eine Pause eingelegt werden. Vorsicht beim Pflücken, der Stängel enthält einen weissen Milchsaft, der sich auf Händen und Kleidern braun verfärbt.

Der ganze Löwenzahn ist essbar. Mit den jungen Blättern kann man im Frühling einen Salat machen oder einige Blätter zerkleinert in den Salat mischen. Auch die Blüten kann man auszupfen und über den Salat streuen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern schmeckt auch noch richtig gut.

Vor der Blüte schmecken die Blätter noch mild, mit zunehmendem Alter werden sie bitterer. Bitterstoffe sind sehr gesund und wichtig für unsere Verdauung und die Leber, jedoch sind sie nicht jedermanns Sache. Deshalb noch ein kleiner Tipp: wem die Blätter zu bitter sind, legt man sie ca. 15 Minuten in leicht gesalzenes kaltes Wassern ein.

Die Löwenzahnwurzel

Im Frühling schmeckt sie sehr bitter. Im Herbst jedoch enthält die Wurzel sehr viel Inulin (Stoff, der die Bauchspeicheldrüse entlastet). Als Pfahlwurzler braucht man geeignetes Werkzeug, um einen möglichst grossen Teil der Wurzel aus dem Boden ziehen zu können. Man kann sie, gut gereinigt, klein schneiden und roh essen oder rösten. Früher wurde die geröstete Wurzel als Kaffeeersatz verwendet.

Der Löwenzahn hat eine unbändige Kraft. Er liebt nährstoffreiche Böden, weshalb man ihn überall dort antrifft, wo die Erde gut gedüngt ist. Doch er wächst auch an den unglaublichsten Orten, in kleinsten Ritzen und auf kargem Boden.

Vielleicht konnte ich Sie inspirieren, die Geschenke der Natur einmal selber auszuprobieren. Bitte beachten Sie, dass nur Pflanzen gesammelt werden dürfen, die nicht geschützt sind, die man einwandfrei identifizieren kann und die nicht direkt an einer Strasse oder am Wegesrand wachsen. Ungedüngte Wiesen oder Waldränder sind dabei ideal.

Löwenzahn und Brennessel

 

Quellen:
Buchempfehlung «Löwenzahn und Löwenkraft» von Marianne Ruoff
ISBN: 978-3-03800-960-3
Seiten 49-53, 90, 114

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