Erlebnisse eines Bestatters in der P(l)andemie!

Systemrelevant

Es gab schon lange vor der Pandemie Fälle, in denen die Bestatter zum Einsargen Masken tragen mussten (Tuberkulose z.B. ist auf dem Vormarsch), die Masken wurden aber meist vom Spital gestellt.
Mit Beginn der Pandemie änderte sich das sowieso, als dann die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht ausgerufen wurde.
Unser Krisenstab im BAG hatte aber vergessen, die Bestatter als systemrelevant einzustufen und so war es fast unmöglich, Masken oder Handschuhe zu kaufen. Sie wurden aber Pflicht, viele behalfen sich dann mit selbstgenähten Masken. Dies wurde in der ersten Zeit akzeptiert.

Leichenfledderei während des 1. Lockdowns

Vor allem in Institutionen wurde meines Erachtens Leichenschändung begangen. Oftmals mussten wir mit der Überführung Verstorbener zuwarten, da uns mitgeteilt wurde, dass zuerst der Corona-Test, wohlbemerkt am Verstorbenen, gemacht werden müsse, ehe man Überführen könne.
(Aufbahrung Positiver war/ist nicht gestattet, nur mit geschlossenem Sargdeckel. Da macht ja die Aufbahrung wirklich Sinn).
Angehörige haben dann berichtet, dass ihnen mitgeteilt wurde, der Test sei zwar negativ, ob man nicht dennoch C. als Todesursache notieren dürfe, es gäbe dann eine Aufwandentschädigung für die Institution von der Versicherung.

Sie kommen hier nicht rein

Anmeldungsversuch zur Abholung eines Verstorbenen per Telefon, während des ersten Lockdowns:

B: Guten Tag, hier ist Bestattung XY. Wir würden um 11 Uhr Herrn YX abholen und überführen.
T: Sie können nicht kommen, es ist zu, niemand kann rein.
B: Haben Sie nicht richtig verstanden? Ich bin von der Bestattung.
T: Ja, aber es kann niemand rein.
B: Aber wir müssen.
T: Geht nicht.
B: Ich wiederhole nochmals. Ich bin von der Bestattung XY, wir müssen den Verstorbenen YX abholen.
T: Niemand kann kommen.
B: Ok, dann müssen Sie halt schauen, wie Sie den Verstorbenen gekühlt aufbewahren, bis wir wieder rein dürfen.
T: Was? Wer? Von wo sind Sie?
B: Bestattung XY
T: Ach so, ja natürlich, Sie müssen ja rein!

Keine Erdbestattung

Verschiedene Gemeinden teilen den Bestattern mit, dass keine Erdbestattung von an C. erkrankten Verstorbenen stattfinden kann, nur Urnenbeisetzung. Dies, obwohl der Bund dies nie vorgegeben hat. Die Gemeinden berufen sich auf ein Infektionsschutzgesetz.

Revision von Krematorien

In den Wintermonaten ist in der Deutschschweiz praktisch immer ein Krematorium in Revision. Je nach Sterbefällen, kann das immer mal eine Überlastung geben, da die Verstorbenen dann auf andere Krematorien verteilt werden müssen. Im Winter 20/21 gab es einen grossen Artikel in der Zeitung «Blick», dass ein Krematorium einen Kühlcontainer in Betrieb genommen habe, da es so viele Verstorbene gegeben hätte und sie mit den Kremationen nicht nachkommen würden. Das Krematorium wurde aber in der Zeit revidiert und nicht alle Kühlräume konnten benutzt werden. Der Kühlcontainer war dennoch nie am Strom!

Begrenzungen

Vor allem während des 1. Lockdowns durften viele Angehörige ihre verstorbenen Eltern/Verwandten nicht begleiten. Wenn doch, dann wurde z.B. begrenzt (Zeit, Personenzahl), natürlich in Vollmontur und ohne Berührungen, oftmals auch nur, wenn negativ getestet.
Oder die Angehörigen mussten entscheiden, jemand darf zum Verstorbenen, dann aber nicht zur Beisetzung.
Beisetzungen waren teils auch so tragisch. Begrenzung auf 5 Personen, das hiess konkret:
Pfarrer/Priester und 4 Angehörige, nur auf dem Friedhof und natürlich voll vermummt.

Zertifikatspflicht

Die Kirche hat die Spaltung mit der Einführung des Zertifikates auch für Beisetzungen/Abdankungen voll unterstützt.
Im Herbst-Lockdown 2021 wurde dann auch in vielen Institutionen eine Zertifikatspflicht für Bestatter eingeführt. Entweder geimpft, genesen oder getestet. Der Verstorbene könnte ja wohl ein zweites Mal versterben, würde ihn ein Bestatter ohne Zertifikat abholen.

Ich könnte noch einiges mehr über diese Zeit berichten, belasse es aber damit.

Nun, im Sommer 2022 kommt so langsam wieder die Masken-Pflicht zurück. Ich bin gespannt auf den Herbst, was sie uns da wieder für Unsinnigkeiten aufzwingen wollen. Affenpocken lassen ja schon mal wieder grüssen.