Objektivität und Grenzen der Naturwissenschaft – Prof. Michael Esfeld

Aufzeichnung der Zoom-Veranstaltung mit dem Vortrag und anschliessender Diskussion vom 9. April 2025.

Objektivität und Grenzen der Naturwissenschaft

Zoom Aufnahme 1. Teil: Vortrag

Zoom-Aufnahme 2. Teil: Fragen und Diskussion

 

Zum Referenten:

Michael Esfeld ist seit 2002 Professor für Philosophie an der Universität Lausanne. Seit 2010 ist er Mitglied der Leopoldina, der Deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften. 2013 erhielt er den Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Philosophie der Physik, die Philosophie des Geistes und insbesondere das Verhältnis zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. In seinem gesamten Werk argumentiert er für den wissenschaftlichen Realismus in Bezug auf die Naturwissenschaften, aber gegen den Szientismus und dessen politischen Gebrauch.

Letzte Buchveröffentlichung auf Deutsch:

Land ohne Mut. Eine Anleitung für die Rückkehr zu Wissenschaft und Rechtsordnung, Berlin: Achgut 2023.

Homepage: www.michaelesfeld.com

 

 

Rückmeldung eines teilnehmenden Arztes zur weiterführenden und vertiefenden Diskussion für einen weiteren Beitrag und Austausch:

Könnten Sie sich vorstellen die Diskussion über die „Objektivität und die Grenzen der Naturwissenschaft“ mit einem weiteren Beitrag fortzuführen? Das ergänzende Thema was sich nach unserem Diskurs aufdrängt wäre „die Bedeutung des Subjekts in der Naturwissenschaft“.

Mit der Quantenphysik tauchte das Subjekt nach dem Siegeszug der newtonschen Mechanik und der Vorstellung der Welt als komplizierte Maschine ja erstmals wieder in der Naturwissenschaft auf. Alle Versuche dieses Subjekt wieder zu verbannen (z.B. D. Dannett) sind nicht sehr überzeugend. Nachdem Francis Crick 1994 „Bewusstsein“ durch eine Publikation in der Wissenschaftswelt hoffähig gemacht hatte, kam 1995 mit Chalmers „hard problem of consciousness“ eine philosophische Replik. Durch die technische Entwicklung der funktionellen MRT (fMRI) (Karl Friston) bekam das Forschungsgebiet der  „Bewusstseinswissenschft“ weiteren Aufwind, welches sich seitdem exponentiell entwickelt.

Mit Thomas Nagels Buch „Geist und Kosmos“ von 2012, in dem er seinen Aufsatz “What is it like to be a bat?“ von 1974 elaboriert und einen „mentalen Realismus“ formuliert wurde die Kontroverse zwischen dem materialistischen und idealistischen Monismus weiter angeheizt.

Für mich als Arzt steht die Frage im Raum, ob wir uns in der Wissenschaft aktuell in einem „Paradigmenwechsel“ (T. Kuhn) befinden? und ob die gesellschftliche Krise die Geburtswehen dieses Paradigmenwechsel sein könnten?

Der Streit zwischen Markus Gabriel und Thomas Nagel (1) zeigt doch wie aktuell das Thema ist und dass eine dualistisch Positionen in der Nachfolge Descartes vielleicht der letzte verzweifelte Versuch ist, den Materialismus zu retten. Ich sehe hier eine beginnende Integration von materialistischer Naturwissenschaft, Philosophie und Spiritualität. Die “Theorie integrierter Information” (Tononi/Koch), die  „Interface Theorie of Consciousness“ von Donald D Hofmann, der „Analytische Idealismus“ (Bernardo Kastrupp) oder die Forschung des Biologen Michael Levin (Tuff University) zur Regulierung der Epigenetik durch elektrische Felder sind für mich nur einige Beispiele für diesen lebendigen Diskurs.

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