Waldbaden – Forest Therapy: Was sind die positiven Effekte auf unsere Gesundheit? Einführung – Teil 1

Waldbaden – auch Shinrin Yoku – ist eine wichtige Säule in der japanischen Gesundheitsvorsorge, der bewusste Waldspaziergang wird auch als therapeutisches Mittel angesehen.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen inzwischen die Wirksamkeit der „Forest Therapy“ und vorallem die Entspannung von Geist und Körper. Die heilenden Krafte des Waldes bringen uns wieder ins Gleichgewicht. Wir sind ein Teil der Natur und haben ein tiefes Bedürfnis, diese Verbindung zu spüren.

Wald wirkt

Diverse japanische Forscher, allen voran Prof. Dr. Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio, konnten in Vergleichsstudien die positiven Effekte des Waldspaziergangs nachweisen. So stellten sie beispielsweise fest, dass sich die Werte des Stresshormons Cortisol bei den Probanden reduzierten. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die in der Stadt unterwegs war, sanken ausserdem Blutdruck und Herzrate. Die Aktivität des Parasympathikus, auch Ruhenerv genannt, wurde gesteigert, während sein Gegenspieler, der Sympathikus, in den Hintergrund trat.

Ein Waldspaziergang kann dem Immunsystem einen echten Schub geben. Er sorgt für einen Anstieg der sogenannten natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), die sich unter anderem um die Abwehr von Viren kümmern. Nach einem Waldspaziergang steigt die Zahl dieser körpereigenen Helfer um bis zu 50 Prozent. Es geht nicht darum eine bestimmte Strecke zurückzulegen, sondern sich im Wald bewusst aufzuhalten – entweder sitzend, liegend oder während eines Spaziergangs, tief durchzuatmen und loszulassen.

Positive Effekte durch den Aufenthalt im Wald

  1. Reduziert Stress

Forschungen haben gezeigt, dass der gemütliche Waldspaziergang im Vergleich zu Stadtspaziergängen einen Rückgang des Stresshormons Cortisol um über 12% bewirkt. Ebenfalls wurde über eine bessere Stimmung und weniger Angst berichtet. (1)

  1. Stimulierung der Killerzellen

Natürliche Killerzellen (NK), ein wichtige Abwehr unseres hochintelligenten Immunsystems, werden stimuliert. NK-Zellen neutralisieren veränderte Körperzellen und von Krankheitserreger befallene Zellen oder Krebszellen. Sie gehen dabei sehr selektiv vor, z.B. werden Viren bekämpft ohne dabei die gesamte Körperzellen zu zerstören.
Eine japanische Studie zeigte, dass die Teilnehmer nach einem dreitägigen Campingausflug im Wald eine beachtliche Steigerung der NK-Zellaktivität bis zu 50% erreichten. Das Waldbaden erhöht auch die Anzahl der NK-Zellen über eine längere Zeit. (2,3)

  1. Risikoreduzierung eines Herzinfarktes

Ein Spaziergang durch den Wald senkt den Blutdruck, die Pulsfrequenz und der Stress nachweislich. Der Adiponectinspiegel wird erhöht, das hat eine entzündungshemmende Wirkung auf die Blutgefässzellen und verringert nachweislich das Risiko eines Herzinfarktes. (4)

  1. Schutz für Fettleibigkeit und Diabetes

Erhöhtes Adiponectin ist auch umgekehrt mit Fettleibigkeit und Insulinresistenz verbunden. Diese Substanz wird von den Fettzellen ausgeschieden und reguliert unseren Fettstoffwechsel, unseren Glukosespiegel und unsere Gewichtszunahme.
Der bewusste Aufenthalt im Wald senkt nachweislich den Blutzuckerspiegel, auch bei Diabetikern. In einer Studie machten diabetische Patienten 6 Jahre lang alle 8 Monate einen Waldspaziergang von 3 km oder 6 km. Obwohl die Zeit, in der sie im Wald waren, sehr unterschiedlich war, zeigte ihr Blutzuckerspiegel eine deutliche Verbesserung. Er veränderte sich nach einem Waldspaziergang von 170 mg auf 108 mg.

Da die Waldumgebung Veränderungen der Hormonsekretion und der autonomen Nervenfunktionen hervorruft, wird davon ausgegangen, dass ein Spaziergang in einer Waldumgebung neben dem erhöhten Kalorienverbrauch und der verbesserten Insulinempfindlichkeit weitere positive Auswirkungen auf einen niedrigeren Blutzuckerspiegel hat.

  1. Mehr Energie und besserer Schlaf

Jeder von uns spürt das belebte Gefühl, das wir durch einen tiefen Atemzug in der Natur oder im Wald erhalten. Das ist nicht nur Einbildung, sondern das Waldbaden erhöht nachweislich die Vitalität und bekämpft Müdigkeit.

Gleichzeitig löst es Hormone und Prozesse in unserem Körper aus, die den Schlaf verbessern. Es hat sich ja gezeigt, dass es den Dopamin- und Cortisolspiegel reduziert, was bedeutet, dass es Stress reduziert und Körper und Geist beruhigt.

  1. Stimmungsaufhellende Effekte

Eine kleine Studie an 19 Männern zeigte, dass sich Angstgefühle, Depressionen und Verwirrung nach einem Aufenthalt im Wald verbesserten.
Die Wissenschaftler verglichen die Waldwandergruppe mit einer Wandergruppe durch ein städtisches Gebiet. Obwohl beide Gruppen die gesundheitlichen Vorteile von Bewegung hatten, setzte sich die Waldbadegruppe klar durch (6).

Die Waldtherapie ist bei der Behandlung von Depressionen und Angstsymptomen von Vorteil und kann besonders bei Patienten nützlich sein, die nicht mit herkömmlichen pharmakologischen oder elektrokonvulsiven Therapien behandelt werden können.
Dies ist nur ein Beispiel für die vielen Studien, die die stimmungsaufhellende Wirkung des Waldbades zeigen.

  1. Verminderte Entzündungen

Die Waldluft ist deutlich frischer als die in der Stadt oder sogar andere natürliche Umgebungen, da die Bäume damit beschäftigt sind, CO2 in frischen Sauerstoff für unsere Lungen umzuwandeln.
Nicht nur die Luft ist frischer, auch die von den Bäumen natürlich freigesetzten Verbindungen vermindern Entzündungen. Das in der Waldluft vorkommende D-Limonen reduziert die Entzündungen in der Lunge.
Bei Menschen mit Atembeschwerden wie Asthma und COPD hat sich die Situation nach dem Waldbaden verbessert, da der Sauerstoffgehalt erhöht und die Entzündung vermindert wird (7).

  1. Reinere und geschmeidigere Haut

Entzündungen sind die Ursache für viele Probleme im Körper, einschliesslich bestimmter Hautkrankheiten.
Menschen mit Ekzemen und Psoriasis können nach dem Waldbaden deutliche Vorteile sehen. Terpene sind einige der wichtigsten entzündungshemmenden Komponenten, die von Bäumen in die Waldluft abgegeben werden und hauptsächlich in Nadelbäumen wie Zypressen, Tannen und Kiefern vorkommen.

  1. Linderung bei Muskelkater

Es gibt über 40.000 bekannte Terpenstrukturen, die eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf den Körper haben.
Linderung bei Arthrose, reduzierte Gelenkschmerzen und Entzündungen, und verringerte Nacken- und Rückenschmerzen sind nur einige der bewährten Vorteile der Terpene.
In einer Studie wurden zwei Gruppen mit Nackenschmerzen das Waldbaden verordnet, aber eine Gruppe fügte eine vierstündige Dehnungs- und Kräftigungsübung hinzu. Schmerzhafte und angespannte Triggerpunkte im Halsbereich wurden in der Trainingsgruppe zwar etwas stärker reduziert, doch auch in der Waldgruppe, die nicht trainierte, wurden Schmerzen, Entzündungen und Bewegungsumfang nach 7 Tagen signifikant verbessert (8).

  1. Entzündungshemmende Terpene

Verschiedene Terpene haben sich auch bei Entzündungen in Gehirn, Leber und Bauchspeicheldrüse als wirksam erwiesen, um diese lebenswichtigen Organe gesund zu halten.
Das Terpenborneol schützt das Gehirn und das Nervensystem und kann zum Schutz vor degenerativen Hirnerkrankungen beitragen, die auf Entzündungen wie Alzheimer zurückzuführen sind.
Wie bereits erwähnt, hilft das Waldbaden, das Wachstum von Krebszellen zu bekämpfen, und das ist zum Teil auf das Terpen D-Limonen zurückzuführen. Dieses Terpen hat Anti- Tumor-Eigenschaften und Studien haben gezeigt, dass es gegen Brust-, Darm-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber- und Darmkrebs wirksam ist (9).

Tauchen Sie ein in die Schatzkammer Apotheke Wald, tief durchatmen und einfach loslassen. Happy trails.

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