Was uns stark macht – oder wie Präsenz uns Präsente macht

Die Massnahmen waren gerade eben fast alle aufgehoben worden. Somit auch die meisten Masken gefallen. Gemeinsam mit anderen nahm ich im Bahnhof an einem Flashmob teil. Wir sangen «Danser encore» und der eher trübe Tag hellte sich auf. Passanten blieben stehen, lächelten, gewisse sangen den Refrain mit, andere gingen – zumindest äusserlich – unbewegt an uns vorüber.

Eine elegante ältere Dame mit Maske stand mir im Kreis gegenüber. Ich spürte, wie sich Widerstand in mir regte. «Warum trägt man jetzt noch eine Maske, herrgottnochmal? Warum steht sie dort und bleibt bei uns Unmaskierten? Meine Gedanken verstiegen sich sogar zur Behauptung, dass sie aus reinem Starrsinn stehen geblieben war.

Meinem karmischen Superpunktekonto waren diese Gedanken bestimmt nicht förderlich. Und ich hoffe, meiner irdischen Karriere schaden diese Zeilen hier nicht zu sehr. Ich bin trotz allem entschlossen, die Geschichte zu Ende zu erzählen. Zumindest war etwas in mir so wach, die Gedanken zu bemerken! Finden Sie als Leserin und Leser nicht auch, dieser Umstand werte das erwähnte Konto wieder etwas auf?

Gleichzeitig mit der Ablehnung der Maske, war auch Neugierde da und so bewegte ich mich tanzend und singend auf die Frau zu, bis ich neben ihr stand. Ich schaute in leuchtende Augen, als wir uns begrüssten. Sie schien innerlich mitzusingen. Was es für ein Lied sei, fragte sie. Es gefalle ihr. Ob ich ihr den Text geben könne. Gerne! Meine Negativität platzte wie eine Seifenblase. Für die verbleibende Zeit des Flashmobs standen wir beieinander. Es waren wenige und dennoch wichtige Momente der Verbundenheit.

Auf dem Nachhauseweg sinnierte ich über das Erlebte. Warum fühlte ich mich gestärkt nach dieser Begegnung? Vielleicht war es vor allem die Tatsache, dass ich mein Vorurteil hatte überwinden können. Beziehungsweise, dass es mir bewusst war und ich es nicht einfach für bare Münze nahm.

Als Kind sagten uns die Erwachsenen: «glaub nicht alles, was in den Zeitungen steht!». Was ich jedoch erst im Verlaufe des Lebens zu begreifen lerne ist, dass wir nicht alles glauben sollten, was uns unsere Gedanken und Gefühle erzählen.

Geistesgegenwart im Präsens macht uns immer wieder Geschenke, Präsente eben.

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